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Liebe Digital Natives, seid ihr innovativer als eure Chefs?


Im Web 2.0 gibt´s jede Menge interessante Sachen. Ganz bequem und ohne danach suchen zu müssen. Denn dank RSS-Feeds von Blogs und Nachrichtenseiten, dank Twitter, Facebook & Co. bekommt man all das ja quasi frei Haus geliefert. Allein in dieser Woche gab´s mal wieder alles vom Entertainment bis zum jobrelevanten Know-how:

Gepflegter Nonsens wie oben zu lesen, Michaels unnachahmliche Schreibe in eigener und manchmal auch in fremder Sache, großartige Werbung bei adgoodness, die immer wieder inspirierenden Planning-Links von Sebastian (der mich übrigens zum Bloggen verleitet hat) und Gunnars steter Einsatz für Netzfreiheit und Servicequalität etc. pp. Und all das – lassen wir RSS-Feeds mal außen vor – mit läppischen 37 Facebook-Freunden und seit neuestem sieben Twitter-Feeds.

Völlig lächerlich im Vergleich zu euch, liebe Digital Natives (alias Generation Y, alias Millennials), die ihr ja ganz entspannt auf Hunderte von Netzwerk-Kumpanen kommt, Share- und Like-Buttons virtuos beherrscht und dank des Social-Web ganz selbstverständlicher Bestandteil eines immensen Ideenpools seid (auch wenn sich der ein oder andere von euch sicherlich schon gefragt hat, wie man eigentlich ins Internet gekommen ist, bevor es Computer gab :-)

Aber macht ihr auch was daraus? Nutzen ihr, die heute Mitte bis Ende 20-Jährigen, die ja in 10 Jahren zum Middle- oder gar Top-Management gehören, das Mitmach-Web? Lest ihr Blogs, um neue Gedanken in Studium und Job einfließen zu lassen, oder glaubt ihr doch eher den konventionellen, „seriösen“ Medien? Nutzt ihr das Mitmach-Web in welcher Form auch immer, um euch von miesen Jobs unabhängig zu machen, um kreativer, mutiger und innovativer zu werden als die nachweislich wenig innovationsbegeisterte Generation X? (siehe hier und hier)

Nun, wenn ich meinem eigenen Überlegungen vom Februar und Mai noch glaube, dann sollte das so sein. Denn in meinen beiden Artikeln zur GenY und GenX für Köhler Kommunikation, Spezialist für Arbeitgebermarken, habt ihr die folgenden, etwas idealisierten Eigenschaften:

  • Ihr seid anspruchsvoller und ungeduldiger als die Generation X bei Kommunikation, Informationsfluss und IT-Ausstattung. Ihr habt dank Mitmach-Web viel mehr Übung, mitzureden oder selber aktiv zu werden und baut so nebenbei und ganz selbstverständlich eure Reputation im Web weiter aus.
  • Im Gegensatz zum networking-abstinenten Teil der Bevölkerung, denen ohne Facebook und Co. schlicht und ergreifend die Anknüpfpunkte gerade zu den weak ties fehlen, nutzt ihr Hunderte von Verbindungen. Keineswegs nur zur gegenseitigen Bespaßung, sondern auch, um berufsrelevante Antworten zu erhalten. Oder um direkt einen neuen, sinnvolleren Jobs zu finden.
  • Denn ihr seid selbstbewusst genug, um nach dem Sinn eures Jobs / dem Sinn dessen, was euer Unternehmen tut zu fragen. Ihr bevorzugt spannende Projektarbeit und Chefs, die durch Kompetenz, anstatt durch hierarchische Autorität führen. Fehlt das, seid ihr nicht nur bereit, sondern ob eurer weitreichende Kontakte und Aktivitäten im Web 2.0 auch in der Lage zu kündigen.
  • Im Gegensatz zur Generation X, die zwar weiß, dass das Versprechen „sicherer Arbeitsplatz” überholt ist, aber trotzdem davon träumt bzw. träumen muss. Mangels Networking und weil das deutsche Middle-Management zu 20 % aus Bewahrern und zu 63 % aus Analytikern besteht (siehe Vortrag „Vergessen Sie Employability“ von Imke Keicher, Trendforum 2009 der Deutsche Telekom AG, Einblendung der Zahlen ab Minute 36). Und damit sind eure Chefs auf kurz oder lang ein Auslaufmodell. Denn zukünftig ist laut Frau Keicher nicht noch mehr Wissen, sondern noch mehr Kreativität gefragt.

Durch die Profiler-Brille betrachtet heisst das also: Ihr hättet das Motiv (Sinnhaftigkeit des Jobs), die Gelegenheit (ständig vernetzt) und die „Tatwaffe“ beziehungsweise das Instrument, nämlich das Web 2.0. Und das auch noch vor dem Hintergrund, dass zukünftig mehr Kreativität als Basis von mehr Innovationen gefragt ist.

Passt also irgendwie.
Aber stimmt´s auch?

Deshalb hier mal die entscheidende Frage an euch, liebe potenzielle Kreativ-Elite:

Entspricht diese idealisierte Sicht der Realität? Habt ihr tatsächlich diesen Anspruch oder zählen ihr eher zur Generation „Null Blog“, wie der Spiegel Anfang August mit spürbarer Erleichterung feststellte? Will ein Großteil von euch gar nicht aktiv an der digitalen Weltgemeinschaft teilhaben, wie der Tagesspiegel auf Basis der aktuellen ARD/ZDF-Onlinestudie diagnostizierte?

Oder sind all das die altväterlichen Fragen eines unaufhaltsam auf die 49 zusteuernden Planners, die völlig an eurer Wirklichkeit vorbei gehen? So wie die Frage eines ähnlich „betagten“ Freundes an seinen 16-jährigen Sohnemann. Der stand nämlich neulich in der heimischen Küche und bereitete sich den kleinen Snack zwischendurch zu – bestehend aus einem ordentlichen Stück Fleisch an selbst gemachtem Sößchen nebst eigenfabrizierter Beilage!!!
Auf die wie ich fand nahe liegende Frage meines Kumpels, ob er, der 16-Jährige, denn nicht eventuell Koche werden wolle, erhielt er die knappe Antwort: „Nö. Ich hab Hunger.“

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